„Gott begleitet mich“

Phuoc Van Ho vor dem Gemälde im Gemeindesaal. „Ich selbst wurde von einem anderen Schiff gerettet, aber viele aus unserer Gemeinde von der Cap Anamur“, sagt er Phuoc Van Ho vor dem Gemälde im Gemeindesaal. „Ich selbst wurde von einem anderen Schiff gerettet, aber viele aus unserer Gemeinde von der Cap Anamur“, sagt er Cornelia Klaebe

Wenn man in der Berliner Vietnamesischen Gemeinde nach Phuoc Van Ho fragt, bekommt man die höfliche Antwort: „Er ist unser Vorsitzender. Er macht viel.“ Und tatsächlich, nach dem Gottesdienst am Sonntagnachmittag in der Kirche St. Aloysius im Wedding ist es gar nicht so einfach, Herrn Van Ho zu finden, denn er macht auch jetzt viel: baut den Projektor ab, mit dem in der Messe Liedtexte an die Wand gestrahlt wurden, und packt die Technik ein, die für die Übertragung des Gottesdienstes ins Internet gebraucht wurde. So können auch diejenigen der 2500 aktiven Gemeindemitglieder teilnehmen, die wegen der Entfernung oder der Arbeit nicht zur Messe kommen können.

Über das Meer geflohen, in Berlin angekommen

Dass er sich engagiert, ist für den 50-jährigen Vietnamesen eine Selbstverständlichkeit. Es ist die gleiche Selbstverständlichkeit, mit der er als Elfjähriger begann, Deutsch zu lernen, als er nach der Flucht aus seiner Heimat in Westberlin angekommen war. Nur mit seinem Vater zusammen hatte der Älteste von sechs Geschwistern sich auf den Weg über das Meer gemacht, so wie viele aus seinem Volk in den Jahren nach dem Vietnamkrieg. Ähnlich wie heute Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, waren die „Boatpeople“ (englisch: Bootsmenschen) auf völlig überladenen und meist baufälligen Kähnen unterwegs.

Phuoc Van Ho und sein Vater gehörten zu denen, die den Gefahren trotzten und schließlich von internationalen Schiffen gerettet wurden. Über eine kleine Quote – wie heute wurde auch damals sehr über die Verteilung der geretteten Flüchtlinge gestritten – kam er 1981 in ein Flüchtlingswohnheim im Westberliner Grunewald.

Auch wenn die ersten Jahre in der fremden Kultur nicht einfach waren: Es ging jetzt aufwärts. „Bedingt durch unsere Kultur war es für uns keine Frage, dass wir uns integrierten“, sagt Van Ho. Und: „Wir hatten damals schon entschieden, langfristig zu bleiben.“ Betreut von Sozialarbeitern und in einer Spezialklasse lernte Phuoc Van Ho Deutsch. Der Vater gründete damals gemeinsam mit dem vietnamesischen Priester und einigen anderen Flüchtlingen die Berliner Gemeinde. Aus dem Flüchtlingswohnheim konnten die Van Hos nach einigen Jahren umziehen in eine Wohnung in Moabit. Sieben Jahre nach der Ankunft von Vater und Sohn in Deutschland konnten die Mutter und die jüngeren Geschwister im Rahmen der Familienzusammenführung nachgeholt werden.

Phuoc Van Ho könnte man als Musterbeispiel gelungener Integration bezeichnen: Er machte Abitur, studierte an der Technischen Universität Vermessungswesen, machte sein Zweites Staatsexamen bei der Berliner Senatsverwaltung. Dann arbeite er in dem Architekturbüro von Meinhard von Gerkan, das die Pläne für den Flughafen Tegel entworfen hatte. 2012 schließ- lich machte er sich selbstständig, ist heute öffentlich bestellter Vermessungsingenieur mit eigener Firma und 33 Angestellten, in der Vermessungstechniker und Bürokaufleute ausgebildet werden.

Auch Frau und Kinder hat Phuoc Van Ho. Die Frau ist auch Vietnamesin, allerdings aus Nordvietnam. Sie war von dort nach Ostberlin gekommen und kurz vor der Wende in den Westteil der Stadt geflohen. Die beiden haben zwei Söhne. Der ältere geht zum Canisius-Kolleg, der jüngere ist mehrfach schwerstbehindert. Er lebt mit dem extrem seltenen Gendefekt „FoxG1“, der zu einer Schädigung des neuronalen Netzes führt. Der Junge kann weder gehen noch sprechen noch seine Eltern verstehen.

Und Gott? Bei dieser Frage hellt sich Van Hos Gesicht auf: „Bei allem, was ich mache, habe ich einen Glauben: Dass jemand mich begleitet.“ So habe er vor dem Abitur zur Muttergottes gebetet und während des Studiums Dienste als Krankenhilfe in Lourdes geleistet. Auch wegen des behinderten Sohnes habe er Gott keine Vorwürfe gemacht: „Ich habe damals gesagt, ich nehme es, wie es kommt.“ Bewusst entschieden er und seine Frau sich gegen die Abtreibung. „Ich habe viel bekommen, da kann ich auch etwas geben“, meint er.

Der Gemeindesaal platzt aus allen Nähten

Heute berät Phuoc Van Ho in seiner Gemeinde unter anderem Paare, die sich fragen, ob sie ihr Kind bekommen sollen. Auch sonst ist er als Gemeinderatsvorsitzender vielfach engagiert: „Wir sind jetzt in der zweiten Generation der Sprache so gut mächtig, dass wir Mietverträge abschließen können“, sagt er. Also konnte er mit Unterstützung des Erzbistums Berlin für die Vietnamesische Gemeinde in St. Aloysius einen Saal und einen kleineren Raum anmieten, wo die Feste stattfinden und die Gruppen sich treffen können.

Doch selbst der große Saal platzt aus allen Nähten, wenn sich alle dort nach dem Gottesdienst versammeln. Denn obwohl nur zweimal im Monat eine Messe gefeiert wird, abwechselnd in St. Aloysius und in Corpus Christi im Prenzlauer Berg, ist die Gemeinde aktiv und wächst. Allein im letzten Monat habe es 14 Taufen gegeben. Die vielen Kinder sind präsent, kommen zu den Gottesdiensten, in die Gruppen, lernen zusammen. Auf lange Sicht, sagt Van Ho, sei es ein Traum, weitere Räume zu bekommen. Darüber hinaus kümmere er sich darum, dass jede Gruppe einen Ansprechpartner hat.

In Vietnam war Phuoc Van Ho nach seiner Flucht noch dreimal: „Zweimal dienstlich und einmal, um die Eltern meiner Frau kennenzulernen.“ Zu Hause fühlt er sich heute in Berlin, wenn auch auf der Straße aufgrund seines Aussehens oft angenommen werde, dass er kein Deutsch könne oder billige Zigaretten zu verkaufen habe. Was er als Heimat sehe? „Als Christen haben wir doch sowieso nur eine Heimat“, sagt er und lächelt. „Die im Himmel.“

Cornelia Klaebe,
Mit freundlicher Genehmigung der Kirchenzeitung Tag des Herrn. www.tag-des-herrn.de, Alle Rechte vorbehalten. © St. Benno-Verlag, Leipzig.

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