Print this page

Gelbe Maiblumen erinnern an die Opfer

Gelbe Maiblumen erinnern an die Opfer

Vietnamesischer Katholikentag: Theater über Neujahrs - Massaker von 1968 – 3000 Teilnehmer

Vom Tet-Fest, dem jahr­tau­sen­deal­ten viet­na­me­si­schen Neu­jahrs­fest, han­delt das Thea­ter­stück »Der trau­ri­ge Ast des Mai­blu­men-Baums«, das beim 42. viet­na­me­si­schen Ka­tho­li­ken­tag am Pfingst­wo­che­n­en­de in der Fran­ken­stolz-Are­na auf­ge­führt wor­den ist. Es er­in­nert an die Op­fer des Neu­jahrs-Massa­kers von 1968.

Rund 3000 Teilnehmer feierten das vor 42 Jahren ins Leben gerufene Treffen der Vereinigung vietnamesischer Katholiken in Deutschland mit. Heuer stand es unter dem Zeichen der Nachfolge Jesu Christi. Die vietnamesische Gemeinde Frankfurt hatte zum 50. Jahrestag der Tet-Offensive – nordvietnamesische Soldaten richteten am Neujahrsfest 1968 grausame Massaker in Südvietnam an – ein Theaterstück einstudiert.

Verzweifelte Suche

IMG 0329Viele der rund 2000 Zuschauer bei der Aufführung am Sonntagabend in der Frankenstolz-Arena waren zu Tränen gerührt. Während auf zwei Leinwänden Original-Filmaufnahmen in Schwarzweiß liefen, suchte auf der Bühne eine Großmutter – stellvertretend für die vielen Tausend Betroffenen damals – verzweifelt nach ihrer getöteten Tochter. Schließlich konnte sie ihre zwei kleinen Enkelinnen unter einem Ast vom Maiblumen-Baum in die Arme schließen.
Was es mit dem »Maiblumen-Baum« auf sich hat, konnte man im Gespräch mit einer Münchner Familie erfahren. Die 43-jährige Thanh Hoang, die mit ihrem Mann und drei Söhnen, 15, zwölf und sieben Jahre alt, ihrer Schwester und deren zwei Söhnen nach Aschaffenburg gekommen war, erläuterte den Unterschied: Der gelbe Maiblumen-Baum sei die Neujahrsblume in Südvietnam, während die rosa Blüte des Aprikosenbaums die von Nordvietnam sei.
»Wir wohnen im Hotel, das ist bequemer als in der Sporthalle auf dem Fußboden«, erzählte Thanh Hoang. Die Familie gönne sich einen Kurzurlaub. Die Kinder seien zum ersten Mal dabei, aber sie und ihr Mann kämen schon seit über 20 Jahren zum vietnamesischen Katholikentag. Die Organisation sei super, meinte die Familienmutter. Sie, ihr Mann und ihre Schwester singen im Chor mit, und die Kinder beteiligen sich beim Blumentanz. Alle außer dem Jüngsten besuchten das Gymnasium, sagten die Mutter und Tante voller Stolz.

Sakrament der Versöhnung

Die Zielstrebigkeit, mit der die einstigen Boat People der 70er- und 80er-Jahre ihr Leben in die eigene Hand genommen hätten, sei heute immer noch präsent im Anspruch der Eltern an ihre Kinder, meint der Pressesprecher Nguyen Duy Hoang. Rund 12 000 vietnamesische Katholiken leben derzeit in Deutschland. Inzwischen kämen zum Katholikentag nicht mehr so viele ältere Menschen, dafür aber umso mehr Kinder und Jugendliche. Diese organisieren ihre Angebote selbst, unter anderem ein Jugendcafé und religiöse Aktionen: Unzählige bunte Antwort-Zettel an Schnüren flattern unter den Satzanfängen »Ich brauche Gott, weil ...«, »Gott braucht mich, weil ...« und »Ich würde Gott folgen, wenn ...«.

Jesuitenpater Trieu Nguyen sortiert die Fürbitten, die 500 Kinder und Jugendliche zum Thema Frieden zusammengetragen haben, um sie ebenfalls an den Caféstand zu pinnen. »Kein Krieg!« steht auf vielen Zetteln. Die Erwachsenen feiern derweil das Sakrament der Versöhnung oder genießen in Gruppen das Picknick auf der Wiese. Die Statue der Madonna von La Vang wird erst bei der Prozession am Montagvormittag in Bewegung gesetzt, als krönender Höhepunkt, wie jedes Jahr beim vietnamesischen Katholikentag in Aschaffenburg.

MELANIE POLLINGER”
main-echo.de

Read 2649 times

Last modified on Mittwoch, 23/05/2018